Das coole Transportmittel der Hippie-Szene ist längst Kult. Der Klassiker erfreut sich einer stark wachsenden Fangemeinde. Blechnostalgiker wie wir lieben den Bulli sowieso. Damit auch du Spaß am Kultmobil haben kannst kommen hier unsere VW T1/T2 Bulli Kauftipps vom Experten.
Fahrspaß
Zugegeben, lange Autobahnfahrten mit einem der ersten T1 Bullis bringen eher weniger Spaß – außer du hast genügend Zeit im Gepäck. Für den täglichen Gebrauch eignet sich die zweite Generation, der VW T2 deutlich besser als der VW T1. Aber auch hier solltest du nicht allzuviel Fahrfreude erwarten. Das große und schlanke Lenkrad punktet zwar in Sachen Optik – die Funktionalität lässt leider zu wünschen übrig. Die Lenkung ist schwammig und langsam; am Lenkgetriebe kommt es oft zu Rissen und Ölverlust. Manche sagen man muss verrückt sein einen Bulli zu fahren, aber hey – all die Macken und Schönheitsfehler gehören einfach dazu. Wem das zuviel Arbeit bedeutet sollte lieber nach T3 und T4 Bussen Ausschau halten.
1967 kam es bei VW zum Generationswechsel als der T1 vom T2 auf dem Markt abgelöst wurde. Bereits im Modelljahr 1971/1972 kam es zu weiteren Verbesserungen. Optische Veränderungen erfolgten 1972 an der Frontpartie mit rechteckigen Blinkern, die oben in das Lüftungsgitter integriert wurden. Diese Zwischenmodelle erkennt man an den großen Rückleuchten, den höheren Blinkern und den eher schmächtigen Stoßstangen. Ab 1973 kamen dickere Stoßstangen, die ’Eisenbahnschienen’ ins Programm. Zur selben Zeit rollten die ersten 1,7 Liter Bullis vom Band, die ein Jahr später von den 1,8 Liter Modellen abgelöst wurden. Obwohl ab 1975 der Kultbus auch mit 2,0 Liter Motor hergestellt wurde, gab es nachwievor ebenfalls die kleineren Modelle zu erstehen. 1979 wurde die Produktion der luftgekühlten Motoren komplett eingestellt. Das Modelljahr der T2 erkennt man an der dritten Ziffer der Fahrgestellnummer. Ein Beispiel: Bulli Nr. 218 000 001 stammt aus dem Jahr 1969, ein 219 000 001 aus dem Jahr 1969 und so weiter…
Karosserie
Die Zeit der robusten Volkswagen der 60er ist spätestens beim Bulli vorbei. Der Bus hat ein Korrosionsproblem – ein massives. Egal ob du dich für einen T1 oder T2 interessierst, sie rosten beide. Halte die Augen entweder nach einem Exemplar in Originalzustand ohne Rost, oder nach einem bereits überarbeiteten und teilrestaurierten Modell offen. Die Bullis erfreuten sich nicht immer solch hoher Beliebtheit wie heute, daher gibt es auf dem Markt viele Exemplare an denen bereits der Zahn der Zeit nagte. Solche Autos solltest du meiden, da hier immer mit hohen Folgekosten zu rechnen ist.
Der Rost kann den Bulli wirklich überall treffen, seine besonderen Problemzonen sind allerdings die Bereiche hinter der Stoßstange, die Außenschweller, der Windschutzscheibenrahmen, die Heckklappe und die Türunterkanten. Unser Tipp: beim Bulli immer unter alle Dichtgummis spicken, denn gerade dort lauert gerne fieser Rost.
Der Ersatzteilmarkt ist groß für beide, den T1 und T2. Trotzdem sollte man sich vor dem Kauf bereits im Klaren darüber sein wieviel Zeit und Geld man in Restaurierungsarbeiten investieren möchte. Viele bieten bereits überarbeitete Exemplare für teures Geld an – in diesem Falle immer nach Bildern und Dokumentationen der Restaurierungsphasen fragen. Sind solche nicht vorhanden, lasse den Bus von einem Spezialisten checken bevor du zuschlägst.
Motoren
Luftgekühlte Motoren gelten als robust und können ewig laufen – vorausgesetzt sie wurden über die Jahre richtig gepflegt. Wie immer gilt, Öl ist das Lebenselixier eines jeden Motors also achte darauf das regelmäßige Öl-, und Filterwechsel durchgeführt wurden (spätestens alle 5000km). Typische Mängel der Boxermotoren sind Ölverlust, defekte Wärmetauscher und ausgeschlagene Lager der Drosselklappenwellen.
Blauer Rauch ist kein gutes Zeichen – das kann auf verschlissene Ventilführungen oder eine kaputte Ventilschaftdichting hinweisen. Doch im Großen und Ganzen lässt sich der Motor ohne große Probleme und für wenig Geld überarbeiten. Denkbar ist auch ein Komplettastausch mit einem qualitativ hochwertigen Ersatzmotor – die gibt es zu genüge auf dem Markt. Beim Bulli steht und fällt alles mit der Karosserie, hauptsache das Blech ist in Ordnung.
Motorkennbuchstaben: B, AD und AS sind 1,6 Liter Motoren. CA, CB und CD stehen für 1,7 Liter. Der 1,8 Liter Motor trägt die Kennung AP und den 2,0 Liter erkennt man an den Buchstaben CJ, GD oder GE.
Fahrwerk
Fast alle Ersatzteile wie Bremsen, Fahrwerkteile und Elektrik sind noch problemlos lieferbar, die Preise sind günstig. Alles was dein T1 braucht findest du hier. Für deinen T2 haben wir auch vorgesorgt. Die Bullis aus den späteren Baujahren haben Scheiben-, statt Trommelbremsen. Diese gelten als deutlich sicherer, aber auch die Trommelbremsen halten was sie versprechen – vorausgesetzt sie wurden fachmännisch montiert. Achte bei der Testfahrt auf eine gerade Linie beim Bremsvorgang.
Viele Bullis wurden etwas tiefergelegt – das verbessert das Handling enorm. Die beliebteste Methode den Bulli ein paar Zentimeter tiefer zu legen ist die Montage einer Einstellvorrichtung an der Vorderachse. Vorteil dieser Methode: man kann den Bulli jederzeit wieder auf Originalhöhe bringen. Um an der Hinterachse die gewünschten Zentimeter zu verlieren dreht man einfach an der Federplatte. Bist du eher auf der Suche nach einer soliden Familienkutsche, statt einem ’Showbus’ achte darauf, dass hier nicht zuviel verändert wurde – verpfuschte Arbeiten werden in diesem Fall das Handling nicht verbessern, sondern drastisch verschlechtern – das gibt Gemecker auf der Rückbank beim Familienausflug. Hier gilt: Nerven und Rücken schonen.
Interieur
Es gab eine Reihen von Unternehmen die Varianten des Kult-Campers angeboten haben um mit Danbury, Dormobile, Canterbury und Westfalia nur die bekanntesten zu nennen. Das Dach gibt es in drei verschiedenen Versionen: Flachdach, Hi-Top (Hochdach) oder Aufstelldach. Im Gegensatz zu anderen Ersatzteilen sind Innenausstattungen eher knapp. Eine ausgiebige Recherche lohnt sich trotzdem um sich mit all den verschiedenen Materialien und Farben vertraut zu machen. Wenn dir Originalität nicht allzu wichtig ist gibt es einen großen Markt an nachproduzierten Stoffen und Sitzmustern.
Bei Bullis mit bereits verbauter Camperausstattung, achte darauf dass alle Geräte voll funktionstüchtig sind, wie z.B. die Ventilatoren der Kühlschränke.
Kosten
Wirklich günstig waren die Bullis nie. Inzwischen zählen sie zu den etablierten Klassikern und wechseln den Besitzer selten unter 10.000 Euro. Classic-analytics bewertet einen VW Bulli T1 im Zustand 2 mit 33.000 Euro (Zustand 4: 10.300 Euro). Der T2 steht mit 20.000 (Zustand 2) bzw. 5.300 Euro in der Liste. Topmodelle und Sonderserien können mittlerweile deutlich mehr als 25.000 Euro kosten.
Fazit
Der Bulli der zweiten Generation erfreut sich einer immer größer werdenen Fangemeinde. Weniger groß war die Pflegebereitschaft von Besitzern in vergangenen Tagen. Aufwendige Instandhaltungen passten nicht ins Image des Hippie-Mobils. Entscheidend beim VW Bulli ist – das gilt für T1 bis T3, der Zustand der mangelhaft geschützten Karosserie. Importmodelle aus den USA oder Australien stellen oft die beste Wahl dar – ob man sich für eine Links-, oder Rechtslenker entscheidet unterliegt persönlichen Präferenzen. Der Herbst gilt als gute Zeit zum Kaufen, da sich in der Jahreszeit viele Besitzer von Ihrem Auto trennen – mit etwas Glück kann man hier Geld sparen.
Wir wünschen viel Spaß auf dem Weg zum eigenen Kultbus.
In diesem Sinne, Happy Hunting!
Ian
Die genannten Empfehlungen geben die persönliche Meinung des Autors des Artikels wieder und entsprechen nicht zwingend der Ansicht und Meinung der VW Heritage.