Er ist noch immer jung und modern. Die zweite Golf-Generation gilt als robust und zuverlässig – und das für kleines Geld. Der Ersatzteilmarkt ist groß. Ob Verkleidung oder Motor – Restaurierung und Instandhaltung sind simpel und lassen sich in der hauseigenen Schrauberwerkstatt erledigen. Ein Grund mehr nach dem Zweier aus Wolfsburg Ausschau zu halten – damit es beim Kauf keine bösen Überraschung gibt kommen hier unsere VW Golf II – Top 10 Kauftipps für Interessierte.
1. Rost-Regeln
Vermutlich gab es kaum ein solideres Auto der 80er und 90er – die Karosserie des Golf II war von Beginn an so gut gegen Rost geschützt, sodass der Wolfsburger Wagen in 20 Jahren zwar Zeit zom rosten hatte, Ausbesserungsarbeiten dafür aber leicht von der Hand gehen – der große Vorteil für Schrauber. Schwächen am Auto lassen sich in wenigen Minuten aufspüren. In folgenden Bereichen können Probleme auftauchen: Kotflügel und Radlauf. Auch die Türunterkante ist gerne von Korrosion befallen. Außerdem solltest du auf die vorderen und hinteren Federbeine, sowie den Bereich rund um die Windschutzscheibe. Eine bekannte Problemzone des Golf II ist unter anderem der Hilfsrahmen. Hier gilt: nimm dir genug Zeit für die Inspektion.
2. Schluck für Schluck
Der Einfüllstutzen kann, genau wie bei seinem Vorgänger dem Golf I mit der Zeit porös werden. Schmutz und Rost kann dadurch in die Kraftstoffanlage gelangen. Schlimmstes Szenario: befallene Einspritzventile bei einem GTi Modell – dann muss der ganze Tank saniert und der Einfüllstutzen ausgetausch werden. Ouch!
3. Blauer Blues
Blauer Rauch ist nie gut – das kann auf verschlissene Ventilführungen oder eine kaputte Ventilschaftdichting hinweisen. Im dem Fall muss man tief in die Tasche greifen und den Zylinderkopf wechseln.
4. Geschichtsstunde
Erkundige dich beim Vorbesitzer nach allen Serviceleistungen (immer die Quittung zeigen lassen). Wurden Standardinstandhaltungen wie der Ölwechselfilter über längeren Zeitraum ignoriert – stell’ dich auf das Schlimmste ein. Der Ölfilter sollte alle 8000 KM gewechselt werden, der Zahnriemen spätestens alle 100.000 KM. Steht ein solchen Wechsel in naher Zukunft an muss man mit Kosten um die 300 Euro rechnen.
5. Raues Räuspern
Der Pierburg 2E2 Vergaser konnte die Golf-Szene nicht überzeugen, weshalb Besistzer auf einen 32/34 Weber mit manuellem Choke umrüsten. Sollte es bei deinem Golf beim Anlassen zu Fehlzündungen kommen, kann das am verbauten Pierburg Vergaser liegen. Ein Komplettaustausch ist möglich, aber nicht immer notwendig – warum nicht einfach den alten Vergaser aufbessern (ca. 50 Euro)?
6. Harter Dämpfer
Wenn das Auto auf der einen Seite tiefer liegt könnte ein gebrochener Spiralfeder die Ursache dafür sein. Fühlt sich die Aufhängung zu schwammig an ist es Zeit für einen Komplettaustausch – Öldruckstoßdämofer neigen zu Lecks also lieber auf einen Gasdruckdämpfer umsteigen.
7. Stop it!
Die hinteren GTi Bremssättel sind bekannt dafür sich festzusetzen, zieht das Auto nach links oder rechts kannst du hier Probleme erwarten. Ersatzteile sind zwar erhältlich, doch es macht deutlich mehr Sinn direkt auf Golf IV Bremssättel aufzurüsten. Wie immer gilt: am Preis feilschen um Folgekosten zu decken!
8. Meide den Murks
Die besten Exemplare waren schon immer die, an denen kaum bis gar nicht gepfuscht wurde. Der Golf II erfreut sich einer großen Amateurschauber-Fangemeine. Also Augen auf bei der Suche! Hat der Vorbesitzer dem Auto allerlei Schnick Schnack und unnütze Accessoires verpasst, sei dir geraten deine Suche woanders fortzusetzen.
9. Jetzt wird’s heiß
Im Innenraum solltest du sämtliche Schalter und Hebel nach ihrer Funktion kontrollieren. Dazu zählen u.a. elektrische Fensterheber, sofern verbaut oder die Lüftungsschlitze. Teste ob die Heizung auf allen drei Stufen läuft – ansonsten ist ein Austausch fällig. Probleme mit dem Heizsystem sind typisch (und schwierig zu reparieren). Feuchte Teppiche im Innenraum sind ein Warnsignal – Finger weg!
10. Scheibenwischer
Funktioniert der hintere Scheibenwischer nicht und du kannst ein Problem am Motor ausschließen, wirst du wahrscheinlich bei der Verkabelung fündig. Diese kann mit der Zeit ausfransen – wieder ein guter Punkt zum feilschen und verhandeln.
Bloß nicht zu viel bezahlen
Der Zweier wechselt den Besitzer gerne auch 1000 Euro. Unsere Fausregel in dieser Preisklasse: zwei Jahre TÜV für 1000 Euro. Neben dem Zustand entscheidet auch die Stellung im Modellprogramm über den Preis. Für einen GTi mit Handlungsbedarf muss man mind. 1500 Euro investieren – je nach Zustand kann der Preis bis 10.000 Euro ansteigen. Exemplare inmitten einer Restaurierung sind okay – vor allem wenn der Motor bereits getauscht wurde. Hier trotzdem besonders aufmerksam sein, denn wie bereits erwähnt: du wills nicht den Pfusch des Vorbesitzers ausbügeln.
Wer einen Golf II sucht, wird fündig. Der zweckmäßige Wolfsburgwagen ist und bleibt ein preiswertes Vergnügen. Wer ein gutes Exemplar findet, fährt kaum billiger!
In diesem Sinne: Happy Hunting!
Ian
Die genannten Empfehlungen geben die persönliche Meinung des Autors des Artikels wieder und entsprechend nicht zwingend der Ansicht und Meinung der VW Heritage.